beim Kloster St. Marienberg in Helmstedt

Durch dieses Reformationjubiläum wurden die Paramentenwerkstatt der von Veltheim Stiftung und der Konvent des Klosters St. Marienberg herausgefordert, über die Zukunft der Paramentik im 21. Jahrhundert nachzudenken. Unsere Aufgabe ist es, die Tradition zu bewahren, Neues zu schaffen und Visionen zu haben.
Die schwarzen Sticklinien im Parament symbolisieren die klassische Handwerkskunst und lösen sich im QR Code auf. Der Künstler Michael Weisser aus Bremen, hat die Vorlage für dieses Kunstprojekt des QR-Code-Paraments kreiert.
In Klöstern und Kirchen finden wir die Wiege unserer heutigen modernen Kunst, spätestens seit dem Mittelalter. Marienbildnisse zum Beispiel gibt es bereits seit dem 3. Jahrhundert. Auch wenn St. Marienberg heute ein protestantischer Ort ist – oder vielleicht gerade deshalb – sehen wir uns verpflichtet immer wieder neu die Auseinandersetzung mit der Kunst, den Künstlern, zu suchen.
Wenn man an einem Ort wie dem Kloster St. Marienberg tätig ist, dann ist die Vergangenheit allgegenwärtig, bei uns jedoch mit einem modernen Gesicht. Das 21. Jahrhundert hat schon lange Einzug gehalten, die Tore sind weit offen für neue Ideen. Computer und moderne digitale Technik sind kein Widerspruch in einem Kloster unserer Zeit, sind kein Gegensatz zu Kontemplation und Gebet. Soli Deo Gloria – allein zur Ehre Gottes – das Vermächtnis meiner Vorfahrin Charlotte von Veltheim, Gründerin der Paramentenwerkstatt, ist noch heute unser Credo.
Wir fühlen uns verpflichtet, die wunderbare Handwerkskunst des Stickens und Webens an die nächsten Generationen weiterzugeben, diese Kunstfertigkeiten zu bewahren. Zu den bildenden Künsten zählte man noch im 19. Jahrhundert – wie im Mittelalter auch – das textile Kunsthandwerk. Zahlreiche textile Zeugnisse dieser mittelalterlichen Kostbarkeiten befinden sich in der Schatzkammer des Klosters. Hier spricht man ganz selbstverständlich von großen Kunstwerken.
In der Zusammenarbeit mit Künstlern sind wir immer wieder positiv überrascht und herausgefordert worden. Dieser intensive Austausch hat uns auch auf neue Wege geführt: Wie übersetzt man die Symbole aus der Bibel in das 21. Jahrhundert, wie können wir unsere klassischen Sticktechniken modern und kostengünstig für unsere Gemeinden einsetzen. In welcher Form können wir unsere Botschaft vermitteln – auch und vor allem jungen Menschen. Künstler sind fasziniert von unserem tradierten Handwerk und genau diese Symbiose ist der Weg in die Zukunft. Der Einfluss digitaler Medien auf die klassische Kunst ist nicht mehr weg zu denken.
Ein Parament ist mehr als Dekoration oder Schmuck, es ist Verkündigung, es ist Medium der Kontemplation. Liegt es da nicht folgerichtig geradezu auf der Hand, dass wir uns auch die Transzendenz des zeitgenössischen QR-Codes zu Nutze machen wollen, um unsere Botschaft zu vermitteln.
Alles befindet sich in einem ständigen Prozess der Veränderung – unsere Spiritualität, unser Glaube, auch unsere Gesellschaft unterliegt dieser Wandlung, multikulturelle Einflüsse erweitern unseren Blickwinkel. So sind eine Weiterentwicklung der Paramentenwerkstatt und eine Offenheit gegenüber den neuen Medien geradezu ein Muss. Der „Unendliche Faden“ wird im Kloster St. Marienberg und in der Paramentenwerkstatt der von Veltheim Stiftung weiter gewebt, gesponnen und gestickt.
Als Augustiner Chorfrauenstift, 1176 vom Abt zu Werden und Helmstedt gegründet, steht das Kloster heute im Eigentum des Braunschweigischen Vereinigten Kloster- und Studienfonds.
Mit der Reformation verblasste der Glanz des Klosters. Es kam unter weltliche Verwaltung. Erst mit Domina Charlotte von Veltheim, die 1862 in das Kloster zog, wurde das Kloster wieder belebt. Sie gründete den Konvent, der 1984 ausstarb. 60 Jahre stand sie dem Kloster vor und hat mehrere Schulen gegründet, das heutige Kreiskrankenhaus und die Paramentenwerkstatt ins Leben gerufen. Seit 1989 gibt es wieder einen evangelischen Konvent im Haus, der das Kloster der Öffentlichkeit zugänglich macht und u.a. die Förderung der Paramentik als Aufgabe hat.
1176 | Gründung des Klosters als Augustiner-Chorfrauenstift |
1569 | wurde durch Herzog Julius die Reformation endgültig eingeführt |
1754 | Vertrag der Familie von Veltheim mit Herzog Carl I. von Braunschweig und Lüneburg über das ewige Recht am Amt der Domina im Kloster St. Marienberg, auf Grund eines Tauschkontraktes |
1848 | Einführung von Domina Charlotte von Veltheim (16 Jahre alt) |
1862 | Einzug in das Kloster |
1863 | Gründung des Niedersächsischen Paramentenvereins |
1911 | verstarb Domina Charlotte von Veltheim |
1911-1920 | Domina Louise von Veltheim |
1920-1933 | Domina Clara von Veltheim (durch Heirat aus dem Kloster ausgeschieden) |
1921 | Gründung der Stiftung als "Domina Charlotte und Louise von Veltheim-Stiftung" |
1979 | in "von Veltheim-Stiftung beim Kloster St. Marienberg in Helmstedt" umbenannt |
1989 | Domina Mechtild von Veltheim |
Paramente sind Textilien, die der Gestaltung von Gottesdiensträumen und dem Gebrauch im Gottesdienst dienen. Vom lateinischen parare mensam, wörtlich übersetzt: "den Tisch bereiten", leitet sich der Begriff „Paramentik“ ab, der das textile Kunsthandwerk im Bereich der Kirche bezeichnet.
Es wird unterschieden zwischen der Umhüllung von Gegenständen und sakralen Orten und der Gewandung von Menschen im Gottesdienst.
Die früheste Darstellung von Paramenten ist aus dem 6. Jahrhundert überliefert. Ein Mosaik in der Kirche San Vitale in Ravenna, Italien, zeigt Altartuch und Altarbekleidung.Ein Verzeichnis liturgischer Gewänder in Rom stammt aus dem 9. Jahrhundert. Der heute bekannte Farbkanon der liturgischen Farben Weiß, Rot, Grün und Violett wurde unter Papst Innozenz III. im 12. Jahrhundert festgelegt.
Als Erneuerer der Paramentik gilt Pfarrer Wilhelm Löhe. Eine seiner Schriften, „Vom Schmuck der heiligen Orte“, ließ 1858 den Plan in ihm reifen, einen Paramentenverein zu gründen. In der Folgezeit entwickelte sich das Kloster St. Marienberg unter Domina Charlotte von Veltheim zu einem wichtigen Zentrum für die Neubegründung und Weiterentwicklung der evangelischen Paramentik. Wichtige Impulse für die Arbeit der Paramentik gingen in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vom Schriftkünstler Rudolf Koch aus.
Die liturgischen Farben Weiß, Grün, Rot, Violett, Rosa und Schwarz begleiten den Ablauf des Kirchenjahres.
Symbol der unbedingten Wahrheit Gottes, der Keuschheit, Unschuld und Reinheit. Weiß ist auch eine königliche Farbe und versinnbildlicht fürstliche Macht. Weiße Gewänder sollen an die Boten der Auferstehung (Engel) und an die Wolke, in der Christus in den Himmel aufgefahren ist, erinnern. Beim Kirchweihfest symbolisiert das weiße Gewand die Kirche als makellose Braut Christi. Zur Farbe Weiß werden noch Gelb und Gold gestellt, als Farben der göttlichen Ewigkeit und Zeichen des unendlichen Lichts.
Violett ist die Farbe der Leidenszeit (Passionzeit) und der Adventszeit, wobei hier die jeweilige Symbolik streng getrennt bleiben muss. Violett bezeichnet die Wahrheit der Liebe und die Liebe zur Wahrheit. Die Farben Blau (Christus - Wahrheit) und Rot (Gott - Liebe) ergeben den violetten Farbton
Darüber hinaus gibt es noch die selten verwendeten liturgischen Farben Rosa, Blau und Schwarz